Der Erste Weltkrieg hat viele dunkle Rekorde gebrochen. Was ihm eine besondere Schwere verlieh, war die bis dato sehr weit entwickelte Technologie. Es war der bis dahin technischste Krieg aller Zeiten. Dieser Fortschritt ebnete den Weg, barbarisches Unheil über die Welt zu bringen.
Dabei begann die Einführung der Elektrifizierung so friedlich. Man könnte den Beginn gar als frivol bezeichnen. Es war im 1878 der bayrische Märchenkönig Ludwig II, der das weltweit erste Kraftwerk erbauen ließ. Das Kraftwerk bestand aus einer Dampfmaschine. Sie trieb 24 Dynamo-Generatoren aus dem Hause Siemens an. Diese sollen speziell dafür entwickelt worden sein und machten die Erfindung so kostspielig.
Der Grund für die Installation war eher lustvoller Natur: Der Märchenkönig ließ es sich bekanntlich gerne gutgehen, und so sorgte das weltweit erste Kraftwerk für eine stimmungsvolle Ausleuchtung seiner Venusgrotte im Park von Schloss Lindenhof im bayrischen Ettal. Dass Siemens nur wenige Jahre später dazu angehalten wurde, die Generatoren für andere Zwecke brauchbar zu machen, ist das Schicksal unserer Geschichte. Doch dürfen wir uns auch an den schönen Teil daran erfreuen.
Auch Edison trug seinen Teil dazu bei
Thomas Alva Edison gilt bis heute als der begabteste Erfinder, der jemals lebte. Edison hat mehr Patente eingereicht als Nicola Tesla und all die anderen großartigen Schöpfer des modernen Lebens. Die Erfindung der Glühbirne und die vollständige Ausleuchtung Londons gelten als Meilensteine. Im Jahre 1882 wurden dazu in New York und London E-Werke errichtet, Deutschland erhielt seines im Jahr 1885, und danach erstrahlte auch Berlin in neuem Licht.
Die Vielseitigkeit der elektrischen Energie versetzt die Menschen bis heute ins Staunen. Da war es wenig verwunderlich, dass immer mehr Kraftwerke gebaut wurden. Die ersten Stromverträge für private Haushalte folgten nur wenige Jahre später. Denn die Wirtschaft versorgte die Menschen mit immer mehr Verbrauchern, die Strom für ihren Betrieb benötigen. Die damaligen Stromverträge waren natürlich bei Weitem nicht so günstig und vielfältig wie heute. Heute gibt es stromverträge für Ökostrom, Stromverträge für besonders günstigen Strom und vieles mehr. Daran war damals noch nicht zu denken. Dennoch war es extrem wichtig, dass die Haushalte über eigene Elektrizität und bezahlbare Stromverträge verfügten.
Das eigene Haus mit Strom zu versorgen, war zu jener Zeit ein echtes Statussymbol und verlieh eine gewisse Macht. Der Staat wusste dies für sich zu nutzen und förderte dementsprechend den Ausbau an privater Energie.
Ein Krieg der Propaganda
Der Strom ermöglichte im Jahre 1904 die Erfindung des Radios. Kurze Zeit später entstand der Film. Diese beiden Mittel wurden zwar erst im Zweiten Weltkrieg intensiv zur Propaganda genutzt, doch auch im Ersten Weltkrieg bediente man sich ihrer. Man wollte das Volk einschwören und vereinen, um einen aussichtslosen Kampf gewinnen zu können. Mitteilungen über das Radio waren dazu eine wichtige Komponente. Für diesen Zweck komponierte heldenhafte Lieder gingen im Wechsel mit aufpeitschenden Reden in den Äther.
Auf diese Weise war auch die Elektrifizierung ein Grund für die Schwere des Grauens, die sich quer über den ganzen Globus zog. Wobei es natürlich immer der Mensch ist, der eine Erfindung für bestimmte Zwecke zu missbrauchen weiß. Was in der Lustgrotte begann, endete auf den Schlachtfeldern.