Medizinische Fortschritte

Unser Bild vom Ersten Weltkrieg ist geprägt von den getöteten und verwundeten Soldaten. Wie sollte es auch anders sein, angesichts der Millionen von Toten? Doch jede Krise der Geschichte, wie auch immer geartet, war zugleich Ausgangspunkt von Erneuerung oder neuen Erfindungen. Diese Aussage erscheint auf den ersten Blick zynisch, doch tatsächlich scheint die Menschheit dann am erfindungsreichsten zu sein, wenn sie um ihr Überleben kämpft.

Die medizinische Versorgung in den Jahren 1914 bis 1918 ist hierfür beispielhaft. Selbst Soldaten, die nicht im Krieg getötet wurden, starben an Krankheiten oder vermeintlich kleinen Wunden. Die Lazarette entsprachen mitnichten unseren heutigen Hygienestandards, was auch damit zusammenhing, dass das Wissen über Bakterien und Viren noch in den Kinderschuhen steckte. Und so kam es, dass der Arzt sich nicht zwingend die Hände wusch oder desinfizierte, bevor er zum Skalpell griff. Entzündungen nach Operationen waren ein häufiger Grund für Amputationen.

Doch wenn man die Zahlen betrachtet, entdeckt man Erstaunliches. Während am Anfang des Krieges eine Amputation häufig tödlich war, verbesserte sich die Versorgung in den folgenden Jahren nachhaltig. So konnten Entzündungen häufig so gut behandelt werden, dass gar keine Amputation mehr nötig war. Dieser Aufschwung der Medizin führte auch zu Erfolgen in anderen Bereichen.

Überschattet wurden diese Erfolge jedoch durch den Ausbruch der sogenannten Spanischen Grippe, die gegen Ende des Krieges ausbrach und mehr Opfer forderte als der Erste Weltkrieg. Historiker gehen davon aus, dass es Soldaten der US-Armee waren, die die Krankheit nach Europa brachten. Dort fand der Virus exzellente Verbreitungsbedingungen vor und verbreitete Angst und Schrecken. Ein Meilenstein in der Medizin war 1928 die Entdeckung des Penicillins. Wie die Coronakrise jedoch nachdrücklich bewiesen hat, können Krankheiten die Welt auch heute noch in die Knie zwingen.